(Editorial MOSAIK APRIL2012)

 

Der Frühling bringt es an den Tag . . . . . Littering!

 

 

 

Was ist Littering?

«Littering» ist die Verunreinigung von öffentlichen Räumen wie z.B. Strassen, Plätzen, Haltestellen, Parkanlagen, Schulhausarealen, Uferzonen, Badewiesen etc. oder öffentlichen Verkehrsmitteln durch liegen gelassene Abfälle, ohne die dafür vorgesehenen Abfalleimer zu benutzen.

Beim Littering geht es um Kleinabfälle z.B. Verpflegungsverpackung, Getränkebehältnisse, Zigaretten, Kaugummis, Bonbonverpackungen, Taschentücher, etc. Auch wenn absolut gesehen vergleichsweise kleine Mengen an Abfällen auf dem Boden liegen bleiben, so empfindet dies doch die Mehrheit der Bevölkerung als störend und die zusätzlichen Reinigungskosten dafür sind hoch. Littering beeinträchtigt die Lebensqualität und die Sicherheit im öffentlichen Raum und schadet dem Ruf eines Ortes.

 

Was ist illegale Abfallablagerung?

Bequem und billig versuchen sich hin und wieder gewisse Leute ihrer Entsorgungspflicht zu entledigen. Nicht mehr gebrauchte Fahrzeuge, Möbel, Geräte, etc. oder „Schwarze Säcke“ (Kehrichtsack ohne Gebührenmarke) bis hin zu Sonderabfällen werden einfach auf öffentlichem oder privatem Grund deponiert und sich selber bzw. der Gemeinde überlassen. Bei illegalen Abfallablagerungen handelt es sich um grössere Abfallmengen, im Gegensatz zu den Kleinabfällen beim Littering. Wer illegal entsorgt, möchte wohl Abfallgebühren oder andere Entsorgungsaufwände sparen.

 

Hintergründe zu Littering

Littering-Abfälle stammen hauptsächlich aus dem Take-Away- und Getränkesektor. Auch Printmedien wie Gratiszeitungen und Flyer sowie der Konsum von Zigaretten stehen mit dieser Art der Abfallentsorgung in Zusammenhang. Der Abfall wird nicht gezielt zu einem Ablagerungsort transportiert. Jemand der littert denkt in der Regel auch nicht an Entsorgungsgebühren.

Rund 30% des im öffentlichen Raum anfallenden Abfalls («Unterwegsabfall») wird gelittert. Ca. 70% geht in die dafür vorgesehenen öffentlichen Abfallbehäftnisse. Littering ist bequem und wird durch Anonymität, Rauschzustände und schwindende soziale Kontrolle begünstigt. Littering als Ausdrucksmittel kann eine weitere Motivation darstellen, beispielsweise dann, wenn Littering unter Jugendlichen als Ausdrucksmittel für Unkonformität, Coolness oder Protest gebraucht wird.

Sobald irgendwo gelittert wird, wirkt das ansteckend. Es ist erwiesen, dass Littering auf verschmutzten Plätzen eher auftritt als auf sauberen Plätzen. Hier setzt der Broken-Window-Effekt an, ein Konzept, das beschreibt, wie relativ harmlose Beschädigungen oder Verschmutzungen die Wahrscheinlichkeit für weiter Verschmutzungen und Schäden erhöhen. Befragungen haben aber ergeben, dass das absichtliche Littering mengenmässig vermutlich weniger bedeutsam ist.

Nicht zuletzt kann Littering auch als eine Form der «tragedy of the commons», der Tragödie des Gemeinguts verstanden werden: Aus Sicht eines einzelnen Individuums hat das Liegenlassen des eigenen Abfalls nur Vorteile. Die Nachteile verteilen sich auf die All­gemeinheit. Diese ärgert sich und hat die erhöhten Reinigungskosten zu tragen. Der Schaden wird also auf alle abgewälzt. Wer seine Abfälle hingegen korrekt entsorgt, verliert, denn er trägt einen Aufwand, ohne dass dies eine spürbare Auswirkung auf die allgemeine Litteringsituation hat. So gesehen wird Littering zu einem logischen Verhalten des Einzelnen. Das Gemeingut «öffentlicher Raum» wird zunehmend übernutzt oder verschmutzt, obwohl das eigentlich niemand will.

 

Littering kostet - mehr als Nerven

Littering in der Schweiz ist teuer. Insgesamt verursacht Littering jährlich Kosten von 192 Millionen Franken. Den grössten Anteil haben Städte und Gemeinden und damit die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler zu tragen. Die Berechnungen basieren auf einer repräsentativen Datenerhebung im Auftrag des BAFU in 40 Gemeinden im Zeitraum von Juli bis September 2011. Dabei wurden ausschliesslich die durch Littering verursachten zusätzlichen Reinigungs- und Entsorgungskosten berücksichtigt, nicht aber indirekte Litteringkosten für präventive Massnahmen wie bauliche Anpassungen oder Sensibilisierungskampagnen.

Mit der Kostenstudie „Littering“ schuf das BAFU eine verlässliche und von den Akteuren akzeptierte Basis für Gespräche und Verhandlungen in Richtung einer verursacherorientierten und lenkungswirksamen Finanzierung der anfallenden Littering-Kosten in Schweizer Gemeinden.

 

Mögliche Anti-Littering Massnahmen

Grundsätzlich werden in der Schweiz verschiedene, den lokalen Verhältnissen angepasste Massnahmenkombinationen verfolgt und umgesetzt. Wichtige Handlungsfelder für denkbare Kombinationen von Anti Littering-Massnahmen bzw. Handlungstäglichkeiten sind dabei stets:

•  Prävention: Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierung

•  Information und Bildung

•  Putzen (Reinigung) und Infrastruktur

•  Verhaltenskodex für den Detailhandel und finanzielle Anreize für Konsumentinnen und Konsumenten

•  Sanktionen (Bussen) und Repression

 

In kleinen Schritten zum Ziel

Auch in Bachenbülach beschäftigt die Sauberkeit des öffentlichen Raums den Gemeinderat seit Jahren. Als verantwortlicher Ressortvorsteher möchte ich versuchen, beim „Littering“ noch vermehrt auf die Kraft der Zivilgesellschaft zu setzen, beispielsweise mit folgenden Initiativen:

 

Stärkung der Jugendpartizipation

Die Jugend steht bei den Themen Littering und Vandalismus speziell im Rampenlicht. Der Gemeinderat möchte von den Jugendlichen nicht nur Rücksichtnahme verlangen, sondern sie regelmässig und aktiv in die Gestaltung des Dorflebens einbinden. Jugendliche sind bereit, Verantwortung zu übernehmen, wenn sie sich ernst genommen fühlen. Dabei ist der Einbezug von Schulen, Jugendvereinen und kommunaler Jugendarbeit anzustreben.

 

Aufbau von Quartierpatenschaften

Prüfenswert ist auch der Einbezug von Gruppen und Einzelpersonen,die Patenschaften für eine Siedlung, eine Strasse oder ein Quartier übernehmen. Damit soll die Nachbarschaftshilfe gestärkt und negative Entwicklungen frühzeitig wahrgenommen werden. Zentral ist die Stärkung der Zivilcourage im öffentlichen Raum.

 

Realisation eines „Fötzelitages“

Der „Fötzelitag“ ist eine Art Frühlingsputz für das Dorf. Er stärkt die Verbundenheit mit dem Dorf, führt Bewohnerinnen und Bewohner zusammen und sensibilisiert insbesondere auch die Kinder für das Thema Littering. Um die Wirkung zu verstärken, soll der gesammelte Abfall jeweils in Säcken an einem zentralen Ort aufgetürmt werden. Presse und Radio sorgen dafür, dass die Aktion über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt wird.

 

Als Ziel in unserer Gemeinde stelle ich mir nach den ersten zwölf Monaten eine Zwischenbilanz vor, die zeigt, dass sich das Prinzip dieser kleinen Schritte bewährt. Der Gemeinderat und ich als Ressortvorsteher sind sich aber auch bewusst, dass noch weitere Anstrengungen und ein langer Atem notwendig sind, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen.

Unsere „Littering-Probleme“ sollen nicht bewirtschaftet, sondern gelöst werden! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen und unbeschwerten Frühling.

 

Walter Dietrich

Ressortvorsteher Gesundheit und Umwelt